Der Diätkreislauf – warum Diäten scheitern

Katrin Holtvogt_Finde deinen NährWERT_Der Diätkreislauf_warum Diäten scheitern_Waage

Diäten – Was sind Diäten?

Diäten versprechen vor allem zwei Dinge. Erstens, schnelle Erfolge und zweitens eine schnelle Abnahme. Darüber hinaus vermitteln sie einem, dass es für jeden möglich sei und es nur genügend Willenskraft und Disziplin braucht, um sein gewünschtes Ziel zu erreichen. Gleichzeitig wird versprochen, dass es alles ganz leicht und easy ist, es in den Alltag zu integrieren. Aber Diäten scheitern langfristig – in den meisten Fällen.

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber aus meiner Erfahrung sind Diäten etwas anderes. Vielleicht hast du selbst schon einige ausprobiert – Low Carb, Intervallfasten oder die neueste Trend-Diät. Was sie aus meiner Sicht vor allem gemeinsam haben: Sie setzen auf Verzicht und Kontrolle. Kalorien oder Punkte zählen, strenge Regeln und Verbote, klare und starre Pläne stehen im Zentrum von Diäten.

Gerade zu Anfang ist erstmal schön und leicht. Wir müssen ja nur umsetzen, was uns gesagt wird. Aber langfristig und dauerhaft durchzuhalten sind sie nicht. Und dafür sind sie auch nicht gedacht. Diäten sollen scheitern, sie sind nicht dafür ausgelegt, uns langfristig Leichtigkeit und Freiheit beim Thema Essen zu schenken.

Eine Diät ist eine Ernährungs- oder Lebensweise, die dir sagt, was, wann, wie oder wie viel du essen darfst, mit dem vorrangigen Ziel, Gewicht zu verlieren oder ein niedriges Gewicht zu halten. Das Nichteinhalten der Regeln führt zu Schuldgefühlen und dem typischen schlechten Gewissen. Und da wir denken, es liege an uns, beginnt er. Der Teufelskreis, der Diätkreislauf.

Was ist der Diätkreislauf? 

Aber was ist das eigentlich genau, der Diätkreislauf. Das möchte ich dir jetzt gerne zeigen und ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich sofort wieder erkennst, wenn du schon mal eine Diät gemacht hast.

Die typischen Phasen

Phase 1 – Du bist hochmotiviert

Es beginnt immer mit dem festen Willen und dem Entschluss etwas zu ändern, etwas zu verbessern, ab sofort möchtest du dich gesund ernähren, regelmäßig essen usw. mit dem Ziel das eigene Wunschkörpergewicht zu erreichen. Sobald du dich dafür entschieden hast, in der Regel „ab morgen“, dann geht es los. Sofort fängst du an zu überlegen, was du dir heute denn noch Schönes gönnen könntest, bevor es morgen los geht. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „letzten Abendmahl“. 

Phase 2 – Es funktioniert – denkst du

Dann ist es soweit, du setzt dein Vorhaben in die Tat um. Du fühlst dich am Anfang einer Diät unfassbar gut, richtig stark und bist super stolz auf dich, weil du den Kuchen in der Firma und auch die Süßigkeiten auf dem Geburtstag einfach stehen lassen kannst. Es macht dir nichts aus. Du bist zufrieden und findest, das war eine wirklich sehr gute Entscheidung diesen Weg einzuschlagen. Zudem bemerkst du beim Gang auf die Waage, dass die Kilos allmählich weniger werden. Dies bestärkt dich und du freust dich, dass du dich so gut im Griff hast.  Du verlierst in dieser Phase einer Diät an Körpergewicht, weil dein Stoffwechsel noch auf dem zuvor gewohnten Level weiterarbeitet. Er verbraucht also mehr Energie, als du ihm zufügst.  

Phase 3 – Dir kommt der Alltag dazwischen

Mit der Zeit registriert dein Körper die verminderte Energiezufuhr und fängt an seinen Stoffwechsel daran anzupassen. (s.h. Absatz „Das passiert im Körper”) Auf der Waage zeigt sich dies durch den bekannten Gewichtsstillstand, der wohl Allen bekannt ist, die sich schon mal auf eine Diät eingelassen haben. In dieser Phase kommt hinzu, dass deine Motivation etwas sinkt, wir kommen so langsam wieder in der Realität, im Alltag an. So stresst dich dann beispielsweise ein Geburtstagsbesuch, weil du den „Versuchungen“ dort widerstehen willst und Angst hast, dies nicht mehr zu können. Der Gewichtsstillstand trägt in diesem Falle natürlich nicht gerade zu deiner Motivation bei. Was uns in dieser Phase dann häufig geraten wird ist, durchhalten, weitermachen, nicht aufgeben. Und du reduzierst die Energiezufuhr noch ein wenig mehr.

Phase 4 – Eine Ausnahme wird ja erlaubt sein

Du gehst also zu der Geburtstagsfeier und sagst dir, dass eine Ausnahme wohl okay ist, da du dich ja nun schon sehr lange gut im Griff hattest. Meistens bleibt es jedoch nicht bei dieser einen Ausnahme. Stattdessen denkst du dir: „Naja, jetzt ist es für heute auch egal“ – und schlägst so richtig zu. Spätestens auf dem Heimweg meldet sich dein schlechtes Gewissen, deine innere Diätpolizei, und macht dir Vorwürfe, weil du dich nicht zusammengerissen hast. „So wird das nie was“, „So wirst du es nie schaffen“, „Kannst du dich nicht einmal beherrschen?“ 

Wenn du dann am nächsten Morgen auf die Waage steigst und einen erneuten Gewichtsstillstand bemerkst, ist deine Motivation oft komplett verschwunden. Gedanken wie „Jetzt strenge ich mich so an und trotzdem verliere ich kein Gewicht“, „Das bringt ja eh nichts, dann kann ich es auch lassen“ oder „Ich schaffe das nie“ schleichen sich ein. Und genau das ist oft der Startschuss, wieder alles zu essen, weil du denkst, dass es ohnehin keinen Sinn hat. Also isst du. Häufig zu viel und mehr als dir guttut. 

Phase 5 – Hallo Selbstzweifel

Und dann kommen sie wieder: dein schlechtes Gewissen und deine Selbstzweifel. Du fühlst dich schlecht. Dabei kannst du dich noch so anstrengen – deinen Körper kannst du nicht überlisten. Und das ist auch gut so. Eigentlich müsstest du deinem Körper dankbar sein, denn er zeigt dir immer wieder eindeutig, dass der Diätweg nicht der richtige ist. Anstatt deinen Körper zu verurteilen und dich dafür zu kritisieren, dass du es nicht hinbekommst. Wie du das schaffst, verrate ich dir weiter unten im Artikel (s.h. “4 Schritte, um aus dem Diätkreislauf auszubrechen”)

Anstatt also zu warten, bis du irgendwann wieder die Motivation für Phase 1 hast, entscheide dich für einen anderen Weg, der zu dir, deinem Körper und deinem Leben passt.

Katrin Holtvogt_Finde deinen NährWERT_Der Diätkreislauf_warum Diäten scheitern_Waage
Diäten scheitern – Ständiges Wiegen um endlich die “richtige” Zahl zu sehen; Quelle: unsplash; Jason Dent

Das passiert im Körper

Wenn du eine Diät machst, führst du deinem Körper in der Regel weniger Energie zu, als er eigentlich benötigt – das führt zunächst zum gewünschten Gewichtsverlust. Doch nach einiger Zeit registriert dein Gehirn das Energiedefizit. Dein Körper passt sich dann der Energie an, die ihm über die letzte Zeit in der Diät zugeführt wurde. Er setzt seinen Energieumsatz also runter, um Energie zu sparen. Auf der Waage macht sich das dann häufig durch einen Gewichtsstillstand bemerkbar. Das ist der Punkt, wo wir spätestens das erste Mal unfassbar genervt sind und es nicht verstehen, warum das Gewicht nicht weiter runter geht.

Dann bekommen wir den genialen Ratschlag, dran zu bleiben und zu überlegen, wo wir vielleicht noch etwas mehr auf das Essen achten können oder unser Sportpensum hochschrauben können. Das einzige Ziel natürlich, das Gewicht weiter zu reduzieren. So schränkst du deine Nahrungsaufnahme noch mehr ein – was dann zunächst erneut zu Gewichtsverlust führen kann. Doch dein Körper registriert natürlich auch das und passt sich nach einer gewissen Zeit wieder diesem Zustand an. Die Zahl auf der Waage stagniert und du bist frustriert. Neben einer großen Portion schlechter Laune, weil „du es nicht hinbekommst“, können auch weiterer Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsprobleme auftreten. Kein Wunder, denn woher soll denn dein Körper die Energie nehmen?

Dein Körper macht das nicht, weil er dir etwas Böses will oder dich ärgern möchte, sondern weil er schlichtweg nicht unterscheidet zwischen Diätzustand, also einer unechten Hungersnot oder Lebensumstände/Krisen in denen du dich wirklich in einer Hungersnot befindest. Die Prozesse in deinem Körper sind dieselben. Das ist so wichtig zu erkennen, um sich von dem Gedanken zu lösen, dass du und dein Körper das Problem seid oder mehr Willensstärke und Disziplin die Lösung des Ganzen wären.

Diäten scheitern – nicht du – nicht dein Körper.

Jojo-Effekt 

Irgendwann kommt dann oft der Punkt, an dem dein Körper nach mehr Energie verlangt. Dazu kommt, dass du das Gefühl hast, es nie zu schaffen und du nicht mehr weißt, was du noch machen sollst. Und dann findest du dich vielleicht in dieser Situation wieder: Du stehst vor dem Kühlschrank und denkst dir „Jetzt ist es eh egal, es tut sich ja eh nichts, obwohl ich doch alles richtig mache“.

Und dann gibt es oft kein Halten mehr. Du isst, wahrscheinlich mehr als dir guttut und danach kommt das schlechte Gewissen. Die Selbstzweifel „Hätte das jetzt sein müssen?“ oder „So wirst du es nie schaffen“. Ich kenne diese Situationen und auch diese Gefühle und weiß, wie schrecklich sich das anfühlt.

Stück für Stück verabschiedest du dich von deinen Regeln und Diätplänen und isst wieder ohne Plan und irgendwie. Es kommt dir so vor, als wärst du gescheitert und hast das Gefühl, du gibst auf.

Doch weil dein Körper in der vorherigen Diätphase gelernt hat, mit weniger Energie auszukommen, ist die für ihn plötzliche Zunahme an viel mehr Kalorien herausfordernd. Schlau, wie dein Körper ist, speichert er diese zusätzlichen Kalorien, die er im ersten Moment nicht nutzen kann, dann häufig als Fettreserven – für die nächste „Hungerphase“ sozusagen. Das Ergebnis? Häufig wiegen wir nach einer Diät mehr als zu Beginn. Das ist der klassische Jojo-Effekt, den keiner haben möchte. Diese Situation begünstigt dann natürlich zusätzlich die eigenen Selbstzweifel. Der Gedanke von „Ich schaffe das nie“ und das Gefühl gescheitert zu sein bleibt einem.

Bis zur nächsten Diät, zur nächsten motivierten Phase. Und der Diätkreislauf beginnt wieder von vorne. Never ending story.

6 weitere Faktoren, warum Diäten oft scheitern

Warum Diäten aus biologischer Sicht scheitern und langfristig nicht funktionieren, hast du im Absatz vorher schon lesen können. Du hast erkannt, dass dein Körper nicht gegen dich ist, sondern biologische Prozesse in deinem Körper dafür sorgen, dass Diäten auf lange Sicht scheitern. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die das Ganze begünstigen.

Du setzt auf Verzicht und Kontrolle

Diäten sind meist mit strengen Regeln verbunden, das brauche ich dir nicht erzählen, wenn du diesen Artikel liest. Bestimmte Lebensmittel sind verboten oder nur in Ausnahmefällen erlaubt, Kalorien oder Punkte müssen gezählt werden oder du isst nur nach bestimmten Uhrzeiten. Verbote machen verbotene Lebensmittel interessanter und sorgen dafür, dass du sofort ein schlechtes Gewissen bekommst, solltest du sie gegessen haben. Selbst wenn du dir diese Lebensmittel „verdient“ hast (weil du beispielsweise mehr Sport gemacht hast) kannst du sie nicht vollkommen genießen. „Hätte das sein müssen?“.

Das schlechte Gewissen gepaart mit den Gefühlen der Scham und dem Scheitern sorgt dann häufig für den Moment, in dem du danket: „Jetzt ist eh egal. Aber ab morgen, das reiße ich mich wieder zusammen.“ Dieses Gefühl der Leichtigkeit zu Beginn einer Diät täuscht und zwar gewaltig. Denn es führt nicht zu Leichtigkeit und Freiheit. Es führt zu einer mentalen Belastung, es führt zu Stress. Dieses ständige Gedankenmachen um das richtige Essen ist sehr belastend. Ständiges Abwiegen, Tracken, Aufschreiben, Ausrechnen.

Du denkst, du brauchst Disziplin und Willensstärke

Dieser Punkt fügt sich nahtlos an den vorherigen Punkt an. Wie oft habe ich mir selbst gesagt: „Du musst nur durchhalten!“ Aber ganz ehrlich, wie lange denn? Ich will mein Leben nicht durchhalten. Ich will einen Ernährungsweg, der sich in mein Leben einfügt und zu mir passt. Bis ich verstanden habe, dass meine Willenskraft keine Chance gegen die biologischen Prozesse in meinen Körper hat, war erleichternd. Du brauchst nicht mehr Willensstärke oder noch mehr Einschränkung. Hör auf gegen deinen Körper anzukämpfen. Er ist dein*e Partner*in, nicht dein*e Feind*in.

Der Diätkreislauf - warum Diäten scheitern_Katrin Holtvogt_Finde deinen NährWERT_Lösung selbstbestimmtes Essverhalten
Selbstzweifel als Folge des Diätkreislaufs – Diäten scheitern langfristig ; Quelle: unsplash; Fuu J

Schönheitsideale setzen dich unter Druck

Überall werden wir mit Bildern von scheinbar perfekten Körpern konfrontiert, sei es in den sozialen Medien, in Filmen und Serien, in Print- und Onlinemedien oder in der Werbung. Es mag dir bewusst sein, vielleicht auch nicht. Aber diese Bilder machen was mit uns. Dieses unrealistische Körperbild setzt uns enorm unter Druck und vermittelt den Eindruck, dass wir nur mit einer bestimmten Figur glücklich und erfolgreich sein können. Ständiges Vergleichen mit Menschen, die aus deiner Sicht besser aussehen, setzt dich unter Druck. Zudem wird uns ständig vermittelt, dass wir alle in eine bestimmte Norm reinpassen müssen und auch können, wenn wir uns halt nur genügend anstrengen. Nein. Körper sind individuell, einzigartig, verschieden – das ist großartig und nichts, was wir verändern bzw. was du verändern musst.

Deine Diätpläne passen nicht in dein echtes Leben

Die meisten Diäten geben dir vor, was, wann und wie viel du essen darfst – manchmal wird dir sogar erlaubt, das zu essen, wonach dir ist, aber nur wenn du dir das vorher auch verdient hast. Du bist während einer Diät immer damit beschäftigt, deinen Alltag an deine Ernährung und an dein Essen anzupassen. Vielleicht sagst du sogar Verabredungen ab oder verlegst sie an einen anderen Ort, weil du dann oder dort ja nicht essen musst bzw. darfst. Wenn du am Montag schon überlegen musst, was du heute essen musst, damit du dir Samstag etwas erlauben darfst, dann hat das absolut nichts mit selbstbestimmtem und freiem Essverhalten zu tun. Das ist etwas, was dauerhaft nicht umsetzbar ist und nichts mit Lebensqualität zu tun hat. Aber deine Ernährung muss doch zu dir passen, nicht andersherum! Dein Essen muss zu deinem Alltag, deinem Körper und deinem Leben passen.

Du bist immer im Schwarz-Weiß-Denken: Alles oder nichts

Kennst du das? Eine Woche läuft es richtig gut, du hältst dich an deinen Plan und deine Vorgaben, machst Sport und bist zufrieden mit dir selbst. Und dann ist da eine Einladung zu einer Feier oder ein stressiger Tag oder beides. Und dann gönnst du dir diese eine Ausnahme, erlaubst sie dir. Doch dann? Dann kommt das schlechte Gewissen, welches dir einredet, dass das nicht hätte sein müssen und dass das so nie klappt mit dem Abnehmen und dem schlanken Körper. Daran schließt sich gerne das „Jetzt ist eh egal“ Gefühl an und du isst unkontrolliert und im Übermaß, bis dir schlecht ist und das schlechte Gewissen noch lauter. Und dann sitzt du da und nimmt dir direkt wieder vor: „Ab Morgen reiße ich mich wieder zusammen. Da halte ich mich wieder dran“.

Es gibt also für dich nur zwei Möglichkeiten. Entweder du hältst dich zu 100 % an deinen Plan oder du wirfst alles hin, wenn du einmal nicht im Plan warst. Doch so funktioniert es nicht langfristig. Deine Ernährung muss flexibel und nicht starr sein.

Deine einzige Motivation ist der Gewichtsverlust

Warum machst du eine Diät? Was ist dein „Warum“? Bei mir war es früher vor allem eine Sache und zwar Gewicht zu verlieren und eine bestimmte Zahl auf der Waage zu erreichen. Kennst du vielleicht auch? Da bist du nicht die Einzige, denn viele Menschen starten eine Diät mit dem einzigen Ziel, Gewicht zu verlieren. Doch warum möchtest du abnehmen? Was versprichst du dir davon? Wer wärst du, wenn du dein Wunschgewicht erreicht hast? Wenn du diese Fragen nicht ehrlich für dich beantwortest, fehlt dir die innere Motivation für eine langfristige Veränderung. Nachhaltige Veränderungen entstehen nicht durch Diäten, sondern durch eine bewusste und individuelle Ernährungsweise, die du langfristig in dein Leben integrieren kannst.

Die Zahl auf der Waage ist kein Indikator für deinen Erfolg. Wenn deine einzige Motivation für eine Diät oder auch Ernährungsumstellung der Gewichtsverlust ist bzw. einen schlankeren und strafferen Körper zu bekommen, dann fehlt dir dein wirkliches „Warum“. Finde es also heraus.

Der Diätkreislauf - warum Diäten scheitern_Katrin Holtvogt_Finde deinen NährWERT_Lösung selbstbestimmtes Essverhalten
Leichtigkeit und Freiheit beim Essen; Quelle: unsplash; Aditya Saxena

Folgen des ständigen Diätkreislaufs

Ich möchte dir hier gerne einmal ein paar Aspekte aufzählen, welche Folgen dieses ständige Diät machen für dich und deinen Körper haben können. Nicht alle Punkte müssen auf dich zutreffen. Schau sie dir gerne einmal in Ruhe an:

  • Allein beim Gedanken an eine weitere Diät, spürst du ein großes Verlangen nach „verbotenen“ Lebensmitteln.
  • Du befindest dich in einem Essanfall. Dieser tritt gerade zum Ende einer Diät auf.
  • Du hast kein Vertrauen in dich und deinen Körper, wenn es ums Essen geht. (Beispielsweise „Ich kann doch nicht schon wieder Hunger haben“ oder „Ich muss doch jetzt satt sein“)
  • Du hast das Gefühl, du musst dir dein Essen verdienen bzw. du verdienst es nicht zu Essen, so lange du noch nicht das Traumgewicht auf der Waage erreicht hast.
  • Die Dauer deiner Diäten wird immer kürzer.
  • Das letzte Abendmahl. Dieses findet immer in der Zeit vor dem Start einer neuen Diätphase statt. Du weißt, dass du dann nicht mehr das essen kannst, was du wirklich willst und isst in dieser Phase größere Essensmengen, häufig auch bis du mehr als satt bist. (Beispielsweise: Weihnachten vs. Neujahr)
  • Du ziehst dich zurück. Wenn Essen und deine Ernährung nicht zu deinem Leben passen, passt du dein Leben an und nicht dein Essen. Vielleicht sagst du Verabredungen ab. Oder du hast Angst die Kontrolle zu verlieren und sparst dir vorher Kalorien auf und isst sehr wenig, um dann bspw. auf der Feier zuschlagen zu können. Du gehst dann mit einem Heißhungergefühl hin und findest dich in einem unkontrollierten Essverhalten wieder. Kontrollverlust, den du doch eigentlich vermeiden wolltest. (Dazu lies auch gerne meinen Artikel „Heißhunger und Essanfälle stoppen – so geht’s“)
  • Dein Stoffwechsel wird langsamer. Durch jede (neue) Diät stellt dein Körper sich auf die nächste selbst gewählte Hungersnot, also die nächste Diät, ein. Dein Körper will jede Kalorie effizient nutzen und verlangsamt den Stoffwechsel.
  • Du trickst dich aus. Du trinkst Kaffee oder kalorienfreie Diätgetränke, um dich mit Energie zu versorgen und deinem Hunger nicht nachzukommen.
  • Essstörungen. Nicht alle Menschen die Diäten machen, erleiden eine Essstörung. Aber Menschen, die an einer Essstörung leiden, haben zuvor häufig eine Diät gemacht. Diäten können leider auch ein Einstieg in eine Essstörung sein.

4 Schritte, um aus dem Diätkreislauf auszubrechen

Schritt 1 – Verabschiede dich von Diäten

Dieser erste Schritt wird dich jetzt wohl nicht verwundern, wenn du diesen Artikel gelesen hast. Ich denke sogar, dass du jetzt direkt erkannt hast, warum Diäten keine dauerhafte und langfristige Lösung sein können und du dich deshalb von ihnen verabschieden darfst, wenn du es endlich anders machen willst. Du weißt jetzt, dass Diäten scheitern und nicht du. Und du hast erkannt, dass du und dein Körper nicht schuld daran seid, sondern dass das System Diät an sich nicht funktioniert.

Daher kannst du dich auch von dem Glaubenssatz „Ich brauche mehr Willenskraft und mehr Disziplin“ an dieser Stelle direkt verabschieden.

Was dir in diesem Zusammenhang außerdem extrem helfen kann, ist dich mit deiner eigenen Diätgeschichte auseinanderzusetzen. Woher kommt es, warum machst du das, wann hast du deine erste Diät gemacht. Das alles sind Fragen, die dir helfen können, dein Verhalten heute zu verstehen und dann zu verändern.

Schritt 2 – Tausche Kontrolle gegen Vertrauen

Um wirklich wieder Frieden mit dir und deinem Körper zu schließen, ist Vertrauen und Verständnis dir und deinem Körper gegenüber essentiell. Es ist die Grundlage.

Was wäre denn, wenn du dir erlaubst, wirklich zu essen? Nicht mit schlechtem Gewissen, nicht als Belohnung oder Strafe – sondern einfach als normale, natürliche Reaktion auf Hunger und Genuss. 

Wenn du anfängst, deinem Körper zu vertrauen und ihm zu geben, was er braucht, kann er sich entspannen. Die ständigen Kämpfe hören auf, und dein Essverhalten wird intuitiver und ausgeglichener. Intuitive Ernährung ist einer der Schlüssel auf diesem Weg. (Lies dazu auch gerne meine Artikel: „Was ist intuitives Essen – Die 10 Prinzipien im Detail“.)

Der Weg zu einem entspannten Essverhalten beginnt nicht mit Kontrolle, sondern mit Vertrauen. Und dieses Vertrauen kannst du jeden Tag ein kleines bisschen mehr aufbauen. Dein Körper ist nicht dein*e Feind*in – er ist dein Zuhause.

Stell‘ dir mal vor, du befindest dich in einem unendlich großen und wunderschönen Raum. In diesem Raum findest du jegliches Lebensmittel, welches du dir vorstellen kannst. Einfach alles, was du kennst und auch alles, was du noch nicht kennst. Und nun stell‘ dir vor, du kannst jederzeit in diesen Raum gehen und dir das Lebensmittel rausnehmen, auf das du Lust hast und was dir in diesem Moment guttun würde. Du darfst dir auch die Menge rausnehmen, von der du überzeugt bist, dass sie dich in diesem Moment angenehm satt machen würde. Und dann stell‘ dir vor, du verlässt diesen Raum ganz entspannt und vor allem ohne schlechtes Gewissen.

Nur ein Gedankenspiel? Eine Traumvorstellung? Unrealistisch?

Nein, tatsächlich ist das die Realität, wenn du dich für eine intuitive, achtsame und bewusste Ernährung entscheidest. Was wir im Gegensatz zur intuitiven Ernährung bei Diäten oder radikalen Ernährungsumstellungen machen, ist uns diesen Raum mit einem Vorhang zuzuziehen. Wir erlauben uns entweder diesen Raum nur zu einer bestimmten Uhrzeit zu betreten oder wir erlauben uns nur gewisse Lebensmittel rauszunehmen. Wir würden uns niemals erlauben die gesamte Fülle des Raumes wahrzunehmen und diese zu genießen. Und wie das so mit verbotenen Dingen ist, je häufiger wir darauf verzichten, desto spannender und interessanter wird es.

Erlauben wir uns also nicht diesen Raum jederzeit in seiner Fülle nutzen zu dürfen und den Vorhang nie ganz zur Seite zu ziehen, so wird es für uns immer eine Versuchung darstellen, alle Lebensmittel zu genießen. Können wir hingegen immer in diesen Raum und ihn für unser Wohlbefinden nutzen, verliert er den Reiz des Verbotenen. Wir verhindern dadurch, dass wir irgendwann in diesen Raum stürmen und wahllos um uns herum essen, weil wir nicht wissen, wie lange wir noch hier sein werden.

Also mach‘ den Vorhang auf!

Schritt 3 – Verändere die Sicht auf deinen Körper

Und da wären wir auch direkt beim dritten Schritt. Wenn du ständig im Modus bist, deinen Körper anders haben zu wollen, wenn du ihn ablehnst, hässlich findest, zu dick findest. Na dann wird es dir nahezu unmöglich sein, Entscheidungen für dich und deinen Körper zu treffen. Im Gegenteil. Deine Entscheidungen basieren aufgrund von einer ständigen Selbstoptimierung anstatt auf Selbstfürsorge.

Doch was wäre, wenn du dich stattdessen um dich kümmern würdest, anstatt dich optimieren zu wollen? Selbstfürsorge bedeutet, deinen Körper mit Respekt und Freundlichkeit zu behandeln, ihm Bewegung zu gönnen, die dir Freude macht, und ihn mit Nährstoffen zu versorgen, die dir guttun – ohne Druck, ohne Zwang. Körperakzeptanz anstatt Körperablehnung ist die Lösung für gesunde Entscheidungen.

Schritt 4 – Bring deinen Fokus weg vom Essen

Der vierte Schritt ist der, den ich lange Zeit nicht verstanden habe. Der für mich aber den wirklich entscheidenden Unterschied gemacht hat. Fokussiere dich nicht auf dein Essen an sich, denn das Essen ist wahrscheinlich gar nicht das eigentliche Problem und somit steckt die Lösung auch nicht im Essen.

Anstatt an deinem Essen zu schrauben, an dem was und wieviel zu isst, ist es viel wichtiger zu schauen, warum du isst. Du musst erkennen, wie dein eigenes Essverhalten ist und idealerweise auch warum es so ist. Denn dann verstehst du dich und kannst wirklich an der Ursache ansetzen. In diesem Zusammenhang ist es auch so wichtig zu schauen, wie du Essen gelernt hast. Was verbindest du mit Essen, mit einzelnen Lebensmitteln, wie ist deine Beziehung zu Essen.

Sobald dir bewusst ist, was du warum machst bzw. isst, kannst du es verändern – und zwar nachhaltig und dauerhaft.

4 Schritte aus dem Diätkreislauf – Kostenfreies Webinar

Am 18. Februar 2025 biete ich ein kostenfreies Webinar per Zoom an. Du kannst dich ab sofort dafür anmelden. Wir starten um 19:00 Uhr und das Webinar ist für dich, wenn du zwischen kontrolliertem und unkontrolliertem Essverhalten hin- und herschwankst. Wenn du ständig an das “richtige” Essen denkst und das Gefühl hat, du bekommst das nie hin mit dem Essen. Außerdem ist das Webinar für dich, wenn du bisher noch keine dauerhafte Lösung für dich gefunden hast und dich nicht wirklich wohl in deinem Körper fühlst.


Melde dich jetzt für 0 Euro an. Ich freue mich auf dich!

Quellennachweise:
Resch, E. & Tribole, E. (2013): Intuitiv abnehmen. Zurück zu natürlichem Essverhalten. Goldmann Verlag
Fiechtl, C. (2022): Food Feelings. Wie Emotionen bestimmen, was wir essen. Verlag Kremayr & Scheriau GmbH & Co. KG.
Schleifer, P. & Dr. Post, A. (2022): Gesundheit kennt kein Gewicht. Mit Selbstcoachingprogramm zu Körperakzeptanz, intuitivem Essen und Spaß an Bewegung. Südwest Verlag.
Titelbild: Unsplash; Jason Dent

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert